Memmingen, 21.10.2022 (pca).Ausgangspunkt war der Gedanke, die bestehende Tagespflege Begegnungsstätte St. Antonius für Senioren aus dem Wohnviertel zu öffnen. Ziel dabei ist für Senioren ein niederschwelliger Anlaufpunkt sein, sei es bei finanziellen Schwierigkeiten, Betreuungsfragen, Pflegefachfragen oder einfach nur bei drohender Vereinsamung.
Als Caritas beschäftigen wir uns täglich mit den unterschiedlichen sozialen Themenfeldern und Brennpunkten vor Ort. In den letzten Jahren haben wir dabei festgestellt, dass unsere Beratungsdienste, unsere materiellen Hilfsangebote, aber auch der Betreuungsverein immer mehr von älteren, zum Teil auch höher betagten Mitbürgern in Anspruch genommen werden.
Entwicklung im ersten Förderjahr
a) Zielerreichung und b) Arbeitsschwerpunkte
Unsere allgemeine Sozialberatung im Haus St. Antonius, soll Senioren unterstützen, die durch ihre wirtschaftliche und soziale Lage in existentielle Not geraten sind. Sie trägt zur Sicherung des Lebensunterhaltes bei. Eine wichtige Grundlage für die wirtschaftliche Sanierung ist dabei die Festigung der psychischen Verfassung ebenso wie die Stabilisierung der Lebensverhältnisse. Beratung und Betreuung sind so ausgerichtet, die Ratsuchenden zu befähigen einer zukünftigen Überschuldung vorzubeugen, so weit wie möglich selbst die Initiative und die Verantwortung zur Durchführung von Maßnahmen übernehmen zu können.
Die Beratung kann seit September 2021 am Dienstag und Donnerstagvormittag von 9:00 bis 12:00 angeboten werden und wird mittlerweile rege in Anspruch genommen. Es besteht eine unerwartet gute Nachfrage bei finanziellen Problemen aller Art. Meistens geht es um das Sortieren der Unterlagen, das Sichten des gesamten Einkommens und das Bearbeiten von Anträgen und Bescheiden (von Ämtern, Behörden und der Krankenkasse). Wir versuchen dabei in der der Haushaltsführung behilflich zu sein, oder den Umgang mit den laufenden Kosten zu verbessern, oder auch Zuschüsse zu akquirieren und Berechtigungen für den Einkauf bei einer Tafel herzustellen.
Vielen älteren Menschen ist nicht klar, dass selbst nächste Angehörige wie Ehepartner, eingetragene Lebenspartner oder erwachsene Kinder im Ernstfall nicht automatisch für sie entscheiden können - nicht einmal, wenn es um eine wichtige Operation geht. Daher haben sie häufig nicht um das Thema rechtliche Vorsorge gekümmert. Unsere Beratungsstelle im Haus Sankt Antonius erklärt nach telefonischer Terminvereinbarung, welche Vollmacht wofür nötig ist, und gibt Tipps, wie jeder die für ihn richtige Lösung findet. Darüber hinaus regen wir im geeigneten Fall für die Ratsuchenden auch Betreuungen bei der Betreuungsbehörde oder dem Vormundschaftsgericht an. Das Angebot für rechtlicher Vorsorgeberatung findet seit Januar 2022 am Freitagvormittag in den Räumlichkeiten der
Tagespflege statt. Derzeit können wir pro Woche zwei bis drei Beratungen verzeichnen.
Wir bieten im Haus St. Antonius ebenfalls Wohnraumberatungen für die häusliche Umgebung an und sind behilflich bei der Beschaffung von technischen Hilfsmitteln und der Anpassung des Wohnraums. Darunter fällt z.B. die Informationen über den Einsatz von Hilfsmitteln, die Information über Finanzierungsmöglichkeiten, oder die Unterstützung bei der Antragsstellung. Das Angebot der Wohnraumberatung findet ebenfalls seit Januar in den Räumlichkeiten der Tagespflege statt. In den ersten drei Monaten wurde das Angebot, nur zögerlich in Anspruch genommen. Seit April haben wir vermehrt Anfragen aus dem Wohnviertel.
Insgesamt kann bisher ein positives Zwischenfazit gezogen werden. Die Verknüpfung mehrere Hilfen in einem Anlaufpunkt wird von den Betroffenen und Ratsuchenden als eine große Erleichterung empfunden. Der Stützpunkt in der Tagespflege nimmt Hemmschwellen, gerade bei finanziellen Problemen. Wohnraumberatung und rechtliche Vorsorgeberatung werden als große Bereicherung von den Ratsuchenden wahrgenommen.
Neben der Beratung ist es uns ein Anliegen, den Senioren aus dem Wohnviertel auch einen offenen Mittagstisch anzubieten. Der offene Mittagstisch hat seit November 2021 jeden Donnerstag für externe Gäste geöffnet, die Ansprache und ein geselliges Miteinander beim Mittagstisch suchen. Drei ehrenamtliche "Tischbegleiter" konnten dafür gewonnen werden. Die Anzahl der Gäste aus dem Wohnviertel war wegen Corona bisher auf drei Personen beschränkt. Die tatsächliche Nachfrage lag bei 6 bis 8 Personen. Wichtiger Bestandteil des Mittagstischs ist das Miteinander, um einer Vereinsamung im alter ein Stück weit entgegen wirken zu können. Seit April hat sich der Mittagstisch auf fünf Gäste / Senioren aus der näheren Umgebung erweitert. Zusätzlich wurde die Öffnung auch auf den Dienstag erweitert.
c) Veranstaltungen
Am 22. November 2022 ist ein Tag der Offenen Tür im "Begegnungsstätte" St. Antonius geplant
d) Erhebungen
- begleiteten Mittagstisch: 5-9 Tagesgäste Dienstag und Donnerstag
- drei ehrenamtliche Tischbegleiter pro Tag
- Senioren mit finanziellen Schwierigkeiten: 5-7 Ratsuchende pro Woche für existenzsichernde Fragen und Stiftungsanträge
- Senioren mit Bedarf an Beratung hinsichtlich barrierefreien Wohnraums, sowie Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung und Betreuungsverfügung: 4-6 Beratungen pro Woche
e) Zusammenarbeit mit Partnern:
- Pflegestützpunkt Memmingen
- Fachstelle Pflegende Angehörige
- Schuldnerberatung Memmingen
- Katholische und evangelische Stadtpfarreien
- Diakonische Werk
- AOK
f) Besonderheiten
Eine Besonderheit ist sicher beim offenen Mittagstisch das Zusammenführen von "gesunden" Senioren mit schwerpunktmäßig gerontopsychiatrisch erkrankten Tagespflegegästen. Durch geschulte Tischbegleiter konnten aber Anfangsschwierigkeiten bei der Gesprächsaufnahme und dem richtigen Einschätzen der Situation genommen werden. Die "gesunden" Senioren sitzen nicht nur beisammen, sondern teilen sich auf alle Tische auf.
g) Probleme
Als Problem sehen wir derzeit noch eine sichere Anschlussfinanzierung für das Projekt, die auf mehreren Schultern getragen wird. Die katholischen und evangelischen Pfarreien haben uns bereits zugesagt, dass Sie nach Ablauf der Bezuschussung durch die GlücksSpirale finanziell einsteigen werden.
h) erreichte Zielgruppe
- Senioren aus dem angrenzenden Wohnviertel, die von Vereinsamung bedroht sind
- Senioren aus dem angrenzenden Wohnviertel, die von finanziellen Schwierigkeiten bedroht sind (Altersarmut)
- Senioren aus dem angrenzenden Wohnviertel, die Beratungsbedarf hinsichtlich der rechtlichen Absicherung im Alter und der altersgerechten Wohnraumgestaltung haben
i) Klienten-zahlen und j) Dokumentation
Mittagsgäste offener Tisch: 221 Mittagessen verteilt auf 17 Mittagsgäste
Senioren mit finanziellen Schwierigkeiten: 67 Klienten mit 111 persönliche Beratungsgesprächen vor Ort, telefonische Anfragen wurden nicht gezählt.
Senioren mit Bedarf an Beratung hinsichtlich barrierefreien Wohnraums, sowie Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung und Betreuungsverfügung: 82 Klienten mit 68 persönlichen Beratungsgesprächen vor Ort und 107 telefonischen Informationsgesprächen
k) und l)
Unser Anliegen einen Anlaufpunkt für Senioren im Wohnviertel zu schaffen, der mit einer breiten Angebotspalette für ältere Mitbürger ausgestattet ist, haben wir mit den ersten Schritten erreicht. Die erweitert genutzten Räumlichkeiten bieten einen erleichterten Zugang zu Hilfs- und Beratungsangeboten, nehmen Hemmschwellen, bspw. bei Armutsfragen und vernetzen die Pflege- und Betreuungslandschaft. Das Projekt ermöglicht uns als Wohlfahrtsverband den älteren Menschen ganzheitlich zu sehen und zielgerichtet auf einzelne Problemlagen einzugehen. Im zweiten Förderjahr geht es nun darum, dass Aufgebaute zu verfestigen und zu erweitern. Weitere Sponsoren müssen noch für eine dauerhafte Finanzierung gefunden werden.