Die Wertschätzung und Anerkennung für Pflegekräfte während der Corona Zeit bekräftigt die bayerische Regierung nun mit dem Pflegebonus und der Verpflegungspauschale. Warum das allein nicht reicht, erklärt Judith Mühling, Fachreferentin Fachgebiet Ambulante Dienste, Referat Teilhabe und Pflege, im Caritasverband für die Diözese Augsburg. Sie wünscht sich zudem nachhaltig bessere Rahmenbedingungen, die über die Bezahlung hinausgehen.
Ein umfassendes Danke-Paket hat die bayerische Staatsregierung da geschnürt. Jede Pflegeeinrichtung - dazu zählen u. a. Krankenhäuser, Uni-Kliniken, Alten- Pflege- und Behinderteneinrichtungen - bekommt für jeden Mitarbeiter für den Zeitraum vom 1. April bis vorerst 31. Mai eine pauschale Erstattung in Höhe von 6,50 € pro 20 Tage im Monat für Verpflegungskosten. Um die generelle Arbeit dieser systemrelevanten Personengruppe zu betonen, gilt diese Pauschale für alle Mitarbeiter*innen einer Einrichtung (auch Mitarbeiter*innen in Verwaltung, Hauswirtschaft o. ä., Leiharbeitnehmer*innen und Mitarbeiter*innen im Home-Office) und unabhängig davon, ob sie Teil- oder Vollzeitkräfte sind, und ob sie im entsprechenden Monat überhaupt tätig waren.
Auch beim Bonus für Pflege- und Rettungskräfte (Pflegebonus) stellt die bayerische Regierung eine große Belohnung in Aussicht. Der Pflegebonus ist eine "höchstpersönliche Leistung" des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege, mit dem das überdurchschnittliche Engagement der in Bayern in der Pflege und im Rettungsdienst Tätigen während der Corona-Pandemie gewürdigt wird. Auch für die Zukunft soll die Ausschüttung zu ebendiesem Verhalten anspornen. Mit Wirkung zum 7. April erhalten Pflegerinnen und Pfleger je nach Arbeitszeit eine einmalige Zahlung in Höhe von 300 oder 500 Euro. Allein die umfangreichen Definitionen für diese beiden Boni lassen vermuten, dass wirklich ein möglichst großer Personenkreis davon profitieren soll. Die bayerische Staatsregierung möchte hiermit ihren tiefsten Dank für die Arbeit der vergangenen Wochen ausdrücken.
Gerade einmal seit März gelten Pfleger*innen als systemrelevant
Doch gerade einmal seit März, also dem Beginn der Pandemie, gelten Pflegerinnen und Pfleger als systemrelevant. "Grundsätzlich finde ich es super, dass die Pflegekräfte nun endlich einmal wahrgenommen werden", sagt Mühling. "Endlich werden wir gehört und nun als systemrelevant anerkannt. In den letzten Jahren wurde der Beruf des Pflegers und der Pflegerin immer mehr in den Schatten gestellt, teilweise auch von den Pflegekräften selbst. Diese aktuellen Würdigungen zeigen, dass man die Pflege doch nicht vergessen hat." Nichtsdestotrotz hofft Mühling, dass diese Situation auch für die Zukunft lernen lässt. "Wir brauchen Arbeitsbedingungen, bei denen sich Pflegekräfte dauerhaft wohlfühlen und die nicht zu anhaltenden Überlastungen führen. Und wir brauchen auch eine finanzielle Anerkennung, die sich in einem guten Gehalt bei allen Trägern niederschlägt und die den hohen Anforderungen in der Pflege durchgängig gerecht wird. Wir wünschen uns doch alle, dass die Pflegekräfte gerne und das viele Jahre lang in ihrem Beruf arbeiten", findet Mühling.
"Die Boni können nur ein erster Schritt sein"
Für Mühling können diese einmaligen Zahlungen daher nur ein Beginn sein. "Erst mal ist das ein Tropfen auf den heißen Stein". Der Aussage, die bayerische Staatsregierung erbringe hier eine historische Leistung, stimmt Mühling indes nur eingeschränkt zu. "In die Geschichte geht die bayerische Regierung meiner Meinung nach dann ein, wenn sie es schafft, die Rahmenbedingungen für die Arbeit in der Pflege deutlich zu verbessern bzw. sie mit einem starken Impuls anzustoßen." Mühling meint damit weitaus mehr als das Gehalt. Es geht ihr um eine generelle Wertschätzung der Pflegekräfte als medizinisch-pflegerische Profis, um bessere und flexiblere Arbeitszeiten, die Familie, Beruf und Freizeit besser miteinander vereinbaren lassen. Mühling ist überzeugt: "Gelingt uns das, dann wird es uns auch gelingen, dass viel mehr junge Menschen sich für diesen Beruf entscheiden werden."
Noch bis zum 30. Juni 2020 können Pflegekräfte den Pflegebonus beantragen und Einrichtungen Anträge bis zum 15. Juni 2020 auf die Verpflegungspauschale stellen. Für den Pflegebonus hat die bayerische Staatsregierung bis zu 126 Millionen eingeplant.